Am Freitag stand statt der wöchentlichen Devotion eine Evaluierung auf dem Plan. Es kamen alle Mitarbeiter aus den Projekten von PCM/TLF zusammen:
- das Potters House (Frauenhaus),
- Lerato House (Mädchenheim),
- Yeast City Housing (sozialer Wohnungsbau),
- Inkululeko Creche (Kindergarten),
- Akanani (Obdachlosenhilfe),
- Rivoningo (Aidshospiz),
- SOCA (School Of Creative Arts)
- IUM (“Institute for Urban Ministries” - Ausbildungs Förderung)
- Und das Management Team.
Zum Einstieg wurde, wie immer gebetet. Überaschenderweise wurde dann, mithilfe von Laptop und Beamer, Obamas Siegesrede an die Wand gestrahlt.
Wow, diese Rede. Ich weiß nicht, wer von euch sie gesehen hat, aber mich hat sie ernsthaft beeindruckt.
Nicht nur mich, musste ich feststellen, als wir in Gruppenarbeit darüber sprachen, was Obama über Leadership, also „Führungsweise“ sagte. Ich hatte das Gefühl, viele dachten sich, „wieso haben wir nicht auch so einen Präsidenten? Einen charismatischen, intelligenten und inhaltlich beeindruckenden Mann, der weiss wo es lang geht“.
Vielleicht bekommt ihr mit, was momentan in Südafrika abgeht: Thabo Mbeki wurde abgesetzt (bzw. wurde zurückgetreten ), Zuma hat das Gerichtsverfahren wegen Korruption ohne Konsequenzen überstanden und jetzt haben wir hier einen Präsidenten, dessen Name ich mir nicht merken kann, was schon wieder zeigt wie nicht-präsent er ist. Im Endeffekt warten wir alle auf die Neuwahlen im Januar. Parallel dazu gibt es verschiedene Strömungen innerhalb des ANC (der einzigen großen schwarzen südafrikanischen demokratischen Partei), was wahrscheinlich zu einer Spaltung führen wird. ( http://www.zeit.de/2008/46/ANC )
Hoffentlich, denn bisher wurde der ANC gewählt, weil es keine andere demokratische mehrheitstaugliche Partei der Schwarzen gab und die Macht immer nur weitergegeben wurde, also nix mit „guter“ Opposition.
Tja, und da käme einer wie Obama gerade recht. Vieles liegt hier im Argen in der Politik, Vetternwirtschaft und Korruption machen es schwer, demokratische Strukturen zu etablieren.
In der Zeitung „The Citizen“ wurde Obama zum Beispiel als symbolischer Nachfolger von Desmond Tutu und Mandela gefeiert (aber was hat er mit SA zu tun?). Die Menschen, mit denen ich über die Wahl gesprochen habe, freuen sich sehr, dass der mächtigste Mann der Welt nun dunkler Hautfarbe ist. Wobei ich sagen muss, dadurch, dass ich soviel mit Schwarzen zu tun habe, mir Obama schon wieder relativ weiss vorkommt.
Es nervt mich extrem, dass alle hier in schwarz und weiß trennen. Man kann es den Menschen hier nícht übel nehmen; nach sovielen Jahren der Apartheid. Freunde von mir waren letztens in Botswana und haben erzählt, dass sie ganz anders behandelt wurden(sie kommen vom Dorf, also das Argument Großstadt zählt nicht). Sie wurden viel gastfreundlicher und herzlicher empfangen als sie es hier in Südafrika gewohnt waren.
Oder, ein anderer Bekannter (auch deutscher Weltwärtsler ), ist schwarz und kriegt dieses Land von einer etwas anderen Seite mit: ihm hat jemand erzählt, er möge keine Weißen (was ihm nicht zu verübeln ist, mit der Apartheid als Hintergrund). Als er mir das sagte, wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, dass wir hier sind und dadurch Vorurteile abbauen koennen: und zwar die, von beiden Seiten aus.
Ich hatte letztens ein interessantes Gesprach mit Nthabiseng (16), sie war der Meinung, dass Weisse besser sind, einfach weil sie schlauer sind. Ich war empoert und habe versucht ihr klarzumachen, dass es nur an der Kultur und der Erziehung liegt. Es hat nichts mit Grosse des Gehirns oder whatwhat zu tun...Sie nannte das Beispiel, dass Mugabe in Zimbabwe die Chefs der Goldminen „entlassen“ hat und seit sie in schwarzen Haenden sind, sind diese nicht mehr so produktiv wie vorher. Das stimmt wohl.
Was mich daran irritiert hat, war, dass sie wie selbstverstaendlich die Schwarzen, also auch sich selbst, „unter“ die Weissen gestellt hat. Naja, wir haben dann noch diskutiert, sind aber nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen, ausserdem war die Sprache teilweise ein Hindernis fuer uns, weswegen wir uns dann beide dem Schnipseln von Kartoffeln und verschimmeltem Blumenkohl hingegeben haben...(verschimmelt deswegen, weil wir Spenden, abgelaufenes Gemuse, von nem Supermarkt hier bekommen haben.) Hat aber gut geschmeckt und die verschimmelten Parts haben wir weggeschmissen.