Montag, 29. September 2008

Sicherheit und Alltag

Dumelang! Es ist Sonntagmorgen und ich finde endlich die Zeit hier mal in Ruhe über alles Erlebte zu schreiben.

Wie bei den meisten Dingen sollte man am Anfang beginnen; also stelle ich erstmal unsere Neue vor vor. Guni ist seit 2 Wochen hier und absolviert im Rahmen ihres Studiums (Soziale Arbeit) ein 3 monatiges Praktikum bei PCM im Bereich Frauenarbeit. „Obwohl“ sie 30 ist, verstehen wir uns alle ziemlich gut, die WG läuft, wie eine WG laufen muss! Sogar der Spüldienst funktioniert reibungslos. Was das Putzen angeht sind wir fein raus, denn wir haben luxuriöser weise eine Putzfrau, hö hö. Apropos Luxus, im Garten ist ein wunderbarer Swimmingpool und wenn es Sommer wird (November, Dezember) wird auch der kräftig genutzt.

Was unser Haus angeht hat sich einiges verändert. Der Duschvorhang musste ausgewechselt werden weil er so „keimig“ war, wie Maike, meine liebe Roommate aus Weimar immer sagt. Außerdem haben wir uns Bettwäsche, Moskitonetze, Spiegel und ne Lampe gekauft. Ich habe nämlich die staaarke Vermutung, dass nach jeder Rutsche von Volontären die beiden Familien schauen was sie Brauchbares aus dem Haus haben könnten, weil ich kann mir nicht vorstellen, dass die Volontäre vor uns mit diesem minimalistischen Haushalt ausgekommen sind. Außerdem hat eine der Töchter letztens ganz nebenbei gefragt, ob wir das auch alles hierlassen, wenn wir wieder nach Deutschland gehen…Ich kanns aber gut verstehen. Bei einem Durchschnittsgehalt von 1500 Rand (150€) pro Monat kann man sich eben nur das Nötigste leisten und ist froh über alles was man kriegen kann.

Dazu fällt mir ein, wir wollten letztens Fußball spielen, hatten aber keinen Ball. Naja denn hab ich aus zusammengeknüllten Zeitungen und Plastiktüten eben selbst einen gebastelt. Das Afrika Klischee (Kinder die mit Müll spielen) mal umgedreht; Guni, Maike und Ich hatten jedenfalls ne Menge Spaß!

Nach 18.00h kommt man normalerweise nicht mehr aus dem Haus, außer man ist in Besitz eines Automobils. Gestern Abend hatten wir Glück, ich konnte eines der Autos von PCM buchen und Guni&Maike&Ich&ein Kumpel namens Musa sind nach Joburg (Johannesburg) gefahren um ein Konzert von Cajus /Blumentopf (deutscher HipHop)zu sehen. Vom Goethe Institut wurden die Jungs auf ne Afrika Tournee eingeladen, morgen geht’s nach Mozambique, dann Tansania, Namibia und Simbabwe. Wahnsinn, ich muss erst nach SA fahren um Blumentopf zu sehen, sowas…

Nachts beim Autofahren muss man immer die Türen verschlossen haben und als Frau alleine darf man über rote Ampeln fahren, natürlich nur wenn frei ist. Die Sicherheitsbedingungen sind teilweise schon krass. Unsere Fenster sind vergittert, der Garten ist mit hohen Mauer und Stacheldraht umzäunt und alles ist abgesichert. Wobei, wenn jemand will dann, schafft er es auch irgendwie einzubrechen. Jedenfalls im Burgers Park, wo die anderen Volontäre wohnen. Eines Morgens fanden sie einen Teppich über ihren Zaun geworfen, damit werauchimmer rüberklettern kann es fehlte zum Ghlueck nur ein Gartenstuhl. Der thief hätte aber mirnichtsdirnichts auch ins Haus gekonnt, da die Tür nicht richtig schließt…Ich weiß nicht ob ich schon über die Brücke berichtet habe. Sie ist etwa 2 Meter breit, 1,50m hoch und 200m lang. Wenn man dort alleine oder im Dunkeln ist, hat man absolut keine Chance zu entfliehen. Maike und ich haben deshalb sicherheitshalber das Pfefferspray ausprobiert (natürlich kurz vorm Schlafengehen und dann auch noch gegen den Wind…) aber ob das im Notfall soviel hilft weiß ich auch nicht.

Hier wird alles doppelt und dreifach abgesichert, zum Beispiel die Autos. Da gibt es dann sämtliche Formen von Alarmanlagen, Lenkradschloss und so weiter. Als Maike und Ich letztens mit dem Auto durch Hatfield (das Studentenviertel) gedüst sind haben wir vergessen die Alarmanlage auszuschalten. Auf einmal gings los, während unser Auto laut heulend durch die Straßen raste und sich alle nach uns umdrehten, suchten wir verzweifelt nach diesem dämlichen Knopf um das Ding auszuschalten, ooh mann...

Maike stellt mir netterweise ihren Laptop zur Verfügung (Danke dafür und Gruss nach Mamelodi !) auf dem ich während ich diese unglaublich vielen Zeilen verfasse, Musik höre; neben Tocotronic, Two Gallants und The Knife, läuft gerade Mardi Grass BB, es schreibt sich so viel leichter!

Oookay, Nun zu meiner Arbeit. Henri ist die dritte Volontärin im Lerato House, kam aber einen Monat später weil Theateraufführung (Brecht: Mutter Courage), sie hat dort Akkordeon(!) gespielt. Derweil nimmt unsere Arbeit immer mehr Form an, der Weekly-Plan wird mehr oder weniger nicht eingehalten, ist aber eine gute Orientierung für uns alle. Was sich schwierig gestaltet ist der Punkt, keins der Mädels zu bevorzugen oder noch schwieriger sie nicht zu vernachlässigen. Es sind 14 Girls im Haus, manche sind den ganzen Tag da, andere kommen erst um 16.00, kurz vor Feierabend. Manche sind sehr aufgeschlossen andere sehr zurückhaltend, und da ein Gleichgewicht zu finden ist nicht einfach. Aber zu dritt ist es wesentlich einfacher als alleine.

Nächste Woche sind Ferien, die die nach Hause gehen können tun das auch, für die anderen haben wir ein wuuunderbares Holiday-Program zusammengestellt, darüber schriebe ich dann im nächsten Eintrag.

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